Existenzgründung

Wenn ihr euch für eine Existenzgründung interessiert, dann habt ihr bestimmt schon seit einiger Zeit eine Geschäftsidee im Kopf. Vielleicht ist euch während eurem Studium eine Geschäftslücke aufgefallen, die ihr schließen wollt.

Doch reichen eure fachlichen Kentnisse und persönlichen Eigenschaften aus um erfolgreich in die Selbständigkeit einzutreten und zu bestehen?

Hilfe findet ihr in unserem Ratgeber zur Existenzgründung. Denn Erfolge in der Selbständigkeit dürfen nicht unterschätzt werden!

Persönliche Voraussetzungen

Die Aufbauarbeit des eigenen Unternehmens ist mit großem persönlichem Einsatz verbunden und stellt vielfältige Anforderungen an euch. Geschäftssinn und vor allem Durchhaltevermögen sind Grundvoraussetzungen.

Seid ihr in der Lage, selbstständig zu arbeiten, unabhängig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen? Könnt ihr euch vorstellen, vor allem in den ersten Jahren 60 Stunden und mehr pro Woche zu schuften? Was hält euer Partner und die Familie von euren Plänen? Sind sie bereit, euch zu unterstützen?

Zur Beantwortung dieser Fragen finden sich vor allem im Internet diverse allgemeine oder ausführlichere Tests, die Auskunft über die persönliche Eignung geben können.

Als wichtigste Eigenschaften einer Gründerperson gelten grundsätzlich:

  • Ehrgeiz
  • Einsatzbereitschaft
  • Risikobereitschaft
  • Belastbarkeit
  • Berufliche Qualifikationen
  • Kreativität
  • Berufliche Erfahrung
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Führungsqualitäten
  • Familiäre Unterstützung

Sollte diese Checkliste nur bedingt auf euch zutreffen, solltet ihr euer Vorhaben vielleicht noch mal überdenken. Stellen die genannten Eigenschaften kein Hindernis dar, beantwortet für euch ganz konkret folgende Fragen:
Reichen meine persönlichen und fachlichen Kenntnisse aus?
Stimmen meine Markteinschätzungen?
Sind meine finanziellen Überlegungen realisierbar?
Lohnt es sich für mich, das Risiko der Selbständigkeit einzugehen?
Ist meine Geschäftsidee erfolgversprechend?
Sind meine Pläne realisierbar?

Es gibt immer wieder Beispiele von erfolgreichen Existenzgründern, die mit einer genialen Geschäftsidee quasi von der eigenen Garage aus die ganze Welt erobert haben. Das kann man sich zwar als Vorbild nehmen, sollte aber gleichzeitig auf viele Widerstände auf dem steinigen Weg zur Karrieregefasst sein.

Information und Beratung

Vor der Existenzgründung kann man sich mit Hilfe von Broschüren im Internet oder auf Gründungsveranstaltungen über die Chancen und Risiken informieren. Besucht nach Möglichkeit ein Gründungsseminar und lasst euch von einem Berater der entsprechenden Verbände (IHK, HWK) unterstützen. Andere kompetente Fachleute können z. B. freie Unternehmens- und Steuerberater oder auch Rechtsanwälte und Notare sein.

Bei der IHK Nord Westfalen findet ihr weiter Informationen zur Existenzgründung und Unternhemensförderung.

Prüfe den Standort!

Verschafft euch einen Überblick über die Konkurrenzsituation innerhalb eures Gewerbes und prüft in diesem Zusammenhang auch die Vor- und Nachteile des Unternehmensstandortes. Sicherlich sitzt man z. B. in Köln, Hamburg oder Berlin mit der eigenen Werbeagentur „an der Quelle“, muss sich aber andererseits gegen eine Vielzahl von Konkurrenten behaupten. Andererseits ist es auch ungünstig, wenn sich rund um die Niederlassung zu wenig Kundschaft befindet. Genauso verhält es sich mit geeignetem Personal.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verkehrsanbindung. Können euch Kunden und Lieferanten problemlos erreichen? Wie ist die Versorgung mit Waren, Verbrauchsgütern und Energie? Wichtig ist auch die genaue Kalkulation, was Mietkosten und kommunale Abgaben betrifft. Schließlich sind die Wenigsten zu Beginn der Existenzgründung finanziell auf Rosen gebettet. Wer könnte euch Geld leihen oder würde sich am Unternehmen beteiligen?

Prüft auch die Angebote der Kreditinstitute und die Förderprogramme von Bund und Ländern. Mehr als zwei Drittel aller Firmenpleiten von Existenzgründern sind auf Finanzierungsmängel zurückzuführen.

Hat man sich für einen Standort entschieden, sollte man sich beim Bauplanungsamt der zuständigen Gemeinde erkundigen, wie das Betriebsgrundstück im Bebauungsplan ausgewiesen ist. Viele gewerbe- und baurechtliche Verordnungen und Gesetze sind nämlich

nicht bundeseinheitlich geregelt.
In Gewerbe- und Industriegebieten steht einem Neubau meistens nichts im Wege. Anders verhält es sich in Wohn- und Mischgebieten. Hier kann dem angehenden Unternehmer durch hohe Auflagen oder sogar einer Verweigerung der Baugenehmigung frühzeitig ein Strich durch die Rechnung gemacht werden.

Die Formalitäten

Die Gründung eines Unternehmens bedeutet leider immer, sich durch haufenweise Anmeldeformalitäten und gesetzliche Vorschriften zu quälen. Jeder Gewerbebetrieb muss beim zuständigen Gewerbeamt (Bürgermeisteramt, Gemeinde) angemeldet werden. Dazu benötigt man seinen „Perso“ sowie eventuell besondere Genehmigungen und Nachweise (z.B. Konzessionen).

Nicht anmelden muss man so genannte freie Berufe wie Arzt, Künstler oder Rechtsanwalt, sofern diese nicht durch die gewählte Rechtsform anmeldepflichtig sind. Auch Land- und Forstwirte sind von einer Anmeldung befreit. Über eine Gewerbeanmeldung werden dann z. B. Finanzamt, Berufsgenossenschaft oder die Industrie- und Handelskammer vom Gewerbeamt informiert. Um Anmeldeformalitäten zu beschleunigen und Fragen direkt zu klären, kann man die Behörden auch selbst aufsuchen.

Trotz Gewerbefreiheit besteht für verschiedene Gewerbezweige eine besondere Genehmigungspflicht. Im Einzelhandel sind z. B. besondere Sachkundenachweise (etwa in Drogerien) notwendig, Gaststätten und Hotels benötigen eine amtliche Erlaubnis. Am besten informiert man sich vor der Realisierung seiner Pläne über besondere Genehmigungen.

Tipps speziell für Hochschulabsolventen

Vor allem Hochschulabsolventen verfügen häufig über ein großes Fachwissen, es hapert aber an den kaufmännischen Kenntnissen. Dabei sind diese mindestens genauso wichtig wie fachliches Know-how und müssen im Bedarfsfall nachträglich erworben werden.

Gleiches gilt für fehlende Marktkenntnisse. Viele Ex-Studis haben eine viel versprechende Geschäftsidee entwickelt, scheitern aber aufgrund fehlenden Wissens darüber, ob ihr Produkt oder ihre Dienstleitung überhaupt eine Chance auf dem Markt hat. Deshalb muss man unbedingt prüfen, ob die eigene Geschäftsidee auch ihren Markt findet und die Konkurrenz nicht zu erdrückend ist.

Gerade in technologieorientierten Branchen benötigen Existenzgründer ein hohes Startkapital, um z. B. den teuren Prototypen einer Produktserie zu realisieren. Über große Summen von Eigenkapital verfügen Studenten bekanntlich eher selten.

Mit Hilfe eines genauen Finanzierungsplans können hohe Forschungs-, Entwicklungs- und Investitionskosten gedeckt werden, indem Möglichkeiten staatlicher Fördermittel, Bürgschaften und Beteiligungskapital grünlich ausgelotet werden.

Selbst wenn man die große Hürde „Startkapital“ übersprungen hat – ohne ein gutes Vertriebsnetz kann man auch das beste Produkt oder die beste Dienstleistung nicht gewinnbringend an den Mann bringen. Messen dienen hier als perfekte Kontaktbörsen, um ins Gespräch zu kommen und Produktwerbung zu betreiben.

Um bei all dem nicht ganz alleine da zu stehen, empfehlen sich häufig Kooperationspartner. So kann man nicht nur eventuelle fachliche und kaufmännische Defizite ausgleichen, sondern hat auch ein höheres Startkapital zur Verfügung. Das bewirkt gleichzeitig eine breitere „Risikostreuung“, wenn es doch daneben gehen sollte. Bei der Suche nach einem Kooperationspartner helfen Technologie- und Gründerzentren, die sich häufig in der Nähe von Unis angesiedelt haben, kompetent weiter. Einige Hochschulen sind sogar dabei, Lehrstühle und Lehrangebote rund ums Thema Existenzgründung einzurichten.