Wusstest du, dass es rund 20.000 Studiengänge gibt? Das ist eine ganze Menge und bevor du dich jetzt auf die Suche nach dem „Richtigen“ machst, hab bitte im Hinterkopf, dass es bei ca. der Hälfte aller Studiengänge einen Numerus clausus (kurz: NC) gibt. Man könnte sagen, das ist so eine Art VIP-Eintritt für very intelligent persons. Warum das so ist? Es gibt weniger Studienplätze als Leute, die Bock drauf haben.
Vorstellungsgespräch
Ihr habt eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten? Herzlichen Glückwunsch! Ihr könnt euch zum erlesenen Kreis von lediglich 5 Prozent aller Bewerber zählen, denen diese Ehre zuteil wird.
Die größte Hürde ist genommen, man hat den berühmten Fuß in der Tür und kann seine Stärken präsentieren. Aber was entscheidet über Erfolg und Misserfolg? Welche Strategien führen zum begehrten Job und welche Schwachstellen bewirken das Gegenteil?
- Vorbereitung
- Kleidung
- Körpersprache
- Der perfekte Gesprächsverlauf
- Fragen vom Chef
- Fragen vom Bewerber
- Erstattung von Bewerbungskosten
Vorbereitung
Ihr seid mit dem Studium bereits fertig oder kurz davor und begebt euch auf Jobsuche? Dann haben wir mit unserem Job-Ratgeber die richtigen Informationen für euch. Von der Jobsuche bis zum Vorstellungsgespräch helfen wir euch mit wertvollen Tipps & Tricks weiter.
Vorbereitung zum Vorstellungsgespräch
Vor Gesprächsantritt sollte man sich zuerst mit allen Informationen zum zukünftigen Unternehmen bzw. Arbeitsplatz eindecken (z.B. Jahresumsatz, Anzahl der Mitarbeiter oder Geschäftsfelder). Diese Infos kann man entweder dem offiziellen Geschäftsbericht des Unternehmens oder der betriebseigenen Homepage entnehmen.
Sind noch Fragen offen, kann man sich einen kleinen Fragenkatalog zusammenstellen. Hiermit bekundet der Bewerber Interesse am Job und kann das Gespräch aktiv mitgestalten. Vorsicht gilt bei zu allgemeinen und grundsätzlichen Fragen: Sie können entlarven, dass man sich zu wenig mit dem neuen Arbeitsplatz auseinandergesetzt hat.
Kaum etwas ist peinlicher als unpünktlich zum Gesprächstermin zu erscheinen. Man sollte also die Anreise bis ins kleinste Detail planen und bei längeren Entfernungen am besten am Vorabend anreisen.
Verzögerungen durch Endlosstaus, lange Wege auf dem Firmenglände oder penible Sicherheitskontrollen am Eingang müssen immer einkalkuliert werden und haben schon viele Bewerber vorzeitig ins Aus befördert.
Die Gesprächsunterlagen sollten aus der Stellenanzeige, einer Bewerbungskopie, der Einladung und einem eventuellen Personalfragebogen bestehen. Auch der angesprochene Geschäftsbericht in der Tasche kann nicht schaden.
Ein etwas heikles Thema ist die Frage nach der Gehaltsvorstellung. Um hier nicht ins Stottern zu geraten, sollte man auf Nachfrage die ungefähre Bruttosumme als Jahres- und Monatsgehalt angeben können. Deshalb muss man sich bereits vor Gesprächsantritt über das branchenübliche Gehaltsniveau informieren. Hier gilt zum einen, keine utopisch hohe Summe anzugeben als sich auch nicht zu bescheiden zu zeigen.
Mit dem Verweis auf die eigenen Fähigkeiten (Qualifikation, Berufserfahrung etc.) kann man seine Vorstellungen optimal begründen.
Kleidung
Oberste Regel ist natürlich eine perfekte Körperpflege. Drei-Tage-Bart, Mundgeruch und Schweißausdünstungen müssen tabu sein.
Was die Klamotten angeht, gilt die Faustregel „seriös, aber nicht aufdringlich“. Auf Experimente wie ausgefallene Hochsteckfrisuren, knallige Sakkos oder grelle Schminke sollte man unbedingt verzichten. Das könnte das Gegenüber vom Bewerber-Gesicht ablenken.
Falls sich die Gelegenheit ergibt, informiert euch im Vorfeld über den Kleidungsstil am neuen Arbeitsplatz und ordnet euch leicht über diesem Standard ein.
Bei betont seriösen Unternehmen wie Banken, Versicherungen oder Anwaltskanzleien fährt man mit konservativer Garderobe sicher am besten, während z.B. die junge Werbeagentur mehr modischen Freiraum lässt. Im Gegenteil, hier könnte ein zu gestriegeltes Outfit sogar von Nachteil sein, weil man nicht in die Firmenphilosophie passt.
Gerade bei Jobs mit Kundenverkehr reagieren Personalchefs auf gepiercte Bewerber allergisch – also besser raus mit dem Körperschmuck. Gleiches gilt für großflächige Tattoos, die man nicht offen zur Schau stellen sollte.
Weibliche Bewerber sollten keinen zu großen Wert auf die Betonung optischer Reize legen. Knappes Top und Mini sind vielleicht in Disco oder Club gern gesehene Hingucker – viele Personaler reagieren unabhängig vom Geschlecht häufig ablehnend darauf.
Körpersprache
Am wichtigsten ist es, mit seiner Körpersprache Offenheit und Selbstsicherheit zu signalisieren. Darum sollte man es unbedingt vermeiden, die Arme zu verschränken oder Barrieren aus Kaffeetassen, Unterlagen oder ähnlichen Utensilien aufzubauen.
Ganz wichtig ist es, den Blickkontakt mit dem Gegenüber zu halten, ohne allzu penetrant zu starren. Am besten sitzt man entspannt „mit beiden Beinen auf dem Boden“ und schlägt die Beine nicht übereinander – verbunden mit dem freundlichsten Gesicht, das man im Repertoire hat.
Muss man lange auf den Gesprächspartner warten und die aufgestaute Nervosität macht einem dabei einen Strich durch die Rechnung, empfehlen sich folgende Tipps:
Man fasse mit beiden Händen links und rechts unter die Sitzfläche seines Stuhles, spanne dabei beide Bizeps an und ziehe die Sitzfläche mit aller Kraft an sich. Nun heißt es Luft anhalten und bis zehn zählen
Presst die Daumen, die Zeige- und den kleinen Finger gegeneinander. Die anderen Finger berühren die Handinnenfläche. Das löst die Spannung und ist auch in Anwesenheit des Chefs unsichtbar.
Der perfekte Gesprächsverlauf
Wenn man nach einem beherzten Anklopfen hereingebeten wird, stellt man sich laut und deutlich mit Vor- und Nachnahmen vor. Der Handschlag zur Begrüßung geht vom Gegenüber aus und darf nicht vom Bewerber aufgedrängt werden. Setzen sollte man sich erst nach ausdrücklicher Aufforderung.
Wenn man den Namen des Personalchefs vergessen oder überhört hat, unbedingt nachfragen und gelegentlich in den Dialog einfließen lassen.
Angebotene Zigaretten und alkoholische Getränke lehnt man besser höflich ab, schließlich ist man nicht in der Kneipe. Alkoholfreies kann man ohne zu zögern annehmen. Es verbietet sich von selbst, den Chef in spe zu unterbrechen. Entsprechend der Faustregel „70% reden – 30% hören“ hört man aktiv zu und bringt sich durch kluge Fragen ein.
Die Ausdrucksweise ist dabei präzise – möglichst ohne Floskeln und Füllwörter wie „ich sag’ einmal…“ oder „ja gut“. Auf die Fragen des Chefs geht man ein, ohne ausweichend zu antworten.
Auch wenn man nervös ist, gilt es, nicht zu schnell zu sprechen. Zu langsam macht allerdings auch keinen dynamischen Eindruck.
Auf jeden Fall muss man sich genügend Zeit für das Gespräch nehmen. Es darf nicht passieren, dass man das Vorstellungsgespräch aufgrund anderer Termine abrupt beendet!
Habt ihr all das erfolgreich hinter euch gebracht, könnt ihr noch ein wenig Eigenwerbung betreiben. Teilt dem Verhandlungspartner mit, dass ihr das Gespräch als positiv empfunden habt und bittet ihn ebenfalls um eine Bewertung. So kann man einer möglichen Absage wenigstens noch etwas Positives abgewinnen und unter dem Bereich „Erfahrung“ abspeichern.
Auf keinen Fall sollte man sich im Falle einer Zusage zu übertriebenen Gefühlsausbrüchen oder einem zu kumpelhaften Ton hinreißen lassen. Gleiches gilt für Szenesprache oder gar Kraftausdrücke.
Generell gilt, dass man sich als Bewerber nie völlig verstellen sollte. Muss man sich allzu sehr verbiegen, ist die angestrebte Position bzw. das Unternehmen bestimmt nicht der ideale Arbeitsplatz.
Es ist durchaus sinnvoll, die Gesprächssituation daheim mit Freunden durchzuspielen. Eine solche „Trockenübung“ kann ein wenig die Angst nehmen und mehr Selbstvertrauen geben. Außerdem erhält man ein direktes Feedback, was gut lief oder zu verbessern ist.
Fragen vom Chef
Um nicht in Panik zu verfallen, wenn man mit unangenehmen und nachhakenden Fragen konfrontiert wird, sollte man sich auf einige „Klassiker“ einstellen. Spricht einen der Personaler auf Lücken im Lebenslauf oder ein ungewöhnlich langes Studium an, dann sollte man lieber ehrlich sein: Musstet ihr euch z.B. mit Nebenjobs über Wasser halten, habt Praktika absolviert oder wart ehrenamtlich tätig, kann euch das sogar Pluspunkte einbringen.
In der Regel muss man zu Beginn des Gesprächs den eigenen Lebenslauf kurz und präzise darstellen können. Darauf kann man sich optimal vorbereiten, indem man seine Interessen und Qualifikationen vorab klar definiert und später souverän ins Gespräch einfließen lässt.
Macht eurem Gegenüber klar, dass ihr den Job unbedingt haben wollt und genau die Richtigen für diese Position seid!
Auch bei der Frage nach individuellen Stärken und Schwächen ist Ehrlichkeit angesagt. Wer sich z.B. als großer Computerexperte ausgibt, aber schon bei der Bedienung der Kaffeemaschine scheitert, wird früher oder später auffliegen. Besser ist es, seine Defizite nicht zu sehr zu betonen und mit einer gleichzeitigen Stärke abzumildern (nach dem Motto „Ich habe noch wenig Erfahrung in diesem Arbeitsbereich, bin aber flexibel und lernbereit!“).
Beliebt ist auch immer ein kleiner Test rund um das politische Allgemeinwissen des Bewerbers – vor allem bei Behörden oder im Pressewesen. Die regelmäßige Lektüre einer großen überregionalen Tageszeitung sollte also Pflicht sein.
Gerade bei Bewerbungen für verantwortliche Positionen muss man mit der Frage rechnen, wo man in einigen Jahren zu stehen gedenkt. Die Chefs wollen prüfen, ob die Kandidaten eigene Perspektiven und Zielvorstellungen für sich entwickelt haben und ob sich diese mit denen des Unternehmens decken.
Weitere beliebte Fragen können sein:
- Warum haben sie sich gerade für unser Unternehmen entschieden?
- Was qualifiziert sie für diese Stelle besonders?
- Was sind ihre Erwartungen an die neue Stelle?
- Was erwarten sie von ihren Vorgesetzten?
- Was bringen sie unserer Firma?
- Wie flexibel sind sie bezüglich Belastbarkeit/Überstunden/Wochenendarbeit?
- Speziell zukünftige Führungskräfte müssen sich darüber hinaus auf folgende Fragen einstellen:
- Wie schätzen sie ihre Konfliktlösungsfähigkeit ein?
- Beurteilen sie ihre Planungs-, Organisations-, Überzeugungs- und Führungsfähigkeit!
- Schildern sie einen Konfliktlösungsfall!
- Schildern sie ein gelungenes Projekt!
- Wie möchten sie das Personal fördern?
- Welches sind ihre Führungsgrundsätze?
Keine Angaben müssen Bewerber zu privaten oder gesellschaftlichen Aktivitäten machen. Den Arbeitgeber darf generell nur das interessieren, was die Bewerber für den angestrebten Posten qualifizieren könnte. Alles darüber hinaus geht sie nichts an. Ist das in der Praxis wirklich so?
Man muss sehr genau von Fall zu Fall unterscheiden: Die Frage nach der politischen Einstellung eines Zeitungsredakteurs darf durchaus gestattet sein, schließlich muss er ins Profil passen. Für die Besetzung z.B. eines Stationsarzt-Postens ist sie völlig irrelevant und damit unzulässig. Fragen zur sexuellen Orientierung sind in jedem Fall tabu und deuten bereits auf ein wenig tolerantes Betriebsumfeld hin – es bleibt jedem selbst überlassen, ob er in einem solchen Betrieb wirklich alt werden möchte.
Unzulässig sind Fragen nach:
- Schwangerschaft
- Vorstrafen (allgemein)
- Heirat (baldige)
- Gewerkschaftsmitgliedschaft
- Behinderung (allgemein)
- Religionszugehörigkeit (eventuell bei einem konfessionellen Arbeitgeber erlaubt)
- Parteizugehörigkeit (bei parteipolitisch gebundenem Arbeitgeber zulässig)
- HIV-Infektion
- Wettbewerbsverbote (müssen vom Bewerber von sich aus angegeben werden)
In Einzelfällen muss man allerdings Auskunft über diese „geschützten“ Bereiche geben, wenn sie für den angestrebten Beruf von Bedeutung sein könnten.
So darf z.B. der berufliche „Vielfahrer“ keine Vorstrafe wegen Trunkenheit am Steuer auf Nachfrage des Arbeitgebers verschweigen.
Die Frage nach bestimmten Krankheiten kann im Einzelfall zulässig sein, soweit dadurch die generelle Arbeits- und Einsatzfähigkeit des Arbeitnehmers betroffen ist. Gleiches gilt für stark ansteckende Krankheiten, die die Gesundheit der Arbeitskollegen gefährden könnten.
Zulässig sind Fragen nach:
- dem beruflichen Werdegang
- <Schwerbehinderung
- Krankheit (wenn sie die Einsatzfähigkeit am zukünftigen Arbeitsplatz gefährdet)
- <Aids-Erkrankung
- Erhöhtem Alkoholkonsum (wenn die zukünftige Tätigkeit dadurch beeinträchtigt wird)
- Alkoholerkrankung (muss nicht ungefragt offenbart werden)
- Vermögensverhältnissen (zulässig bei leitenden Angestellten, unzulässig bei Arbeitern und Angestellten des unteren und mittleren Verantwortungsbereiches)
Fairerweise sollte man also dem Chef nichts verschweigen, was für das Arbeitsverhältnis wichtig ist. Man ist grundsätzlich dazu verpflichtet, den Arbeitgeber über alle Umstände zu informieren, die für den Abschluss des Arbeitsvertrages von Bedeutung sein könnten.
Der Ehrliche ist hier übrigens nicht der Dumme, im Gegenteil: Nur so kann sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit für die Zukunft entwickeln.
Fragen vom Bewerber
Wird euch zum Abschluss des Gesprächs ausdrücklich Gelegenheit gegeben, eigene Fragen zu stellen, macht unbedingt Gebrauch von diesem Angebot.
Bereits bei der Erstellung des Fragenkatalogs kann man sich Gedanken über das richtige Timing machen: Ein Eigentor ist z.B. die Frage nach Urlaub unmittelbar zu Gesprächsbeginn.
Folgende Fragen-Komplexe hingegen sind völlig unverfänglich und attestieren dem Bewerber eine gewisse Professionalität:
- Wie ist der Anteil von Einzel- und Teamarbeit im Unternehmen?
- Wie verläuft die Einarbeitungsphase? Welche Abteilungen lerne ich kennen?
- Wer sind meine weiteren Vorgesetzten, Kollegen, Mitarbeiter?
- Wo ist mein Arbeitsplatz? Kann ich ihn eventuell besichtigen?
- Wie groß ist mein Handlungsspielraum in der neuen Position?
- Bin ich für einen Einsatz im Ausland vorgesehen?
- Wie sind die Aufstiegsmöglichkeiten?
- Wird Weiterbildung im Unternehmen unterstützt?
- Ist man dann tatsächlich am Ziel und erhält die Zusage, müssen vor der Unterzeichnung des Arbeitsvertrages folgende Punkte mit dem Arbeitgeber geklärt werden:
- Wie ist mein Gehalt gestaffelt?
- Was sind meine genauen Arbeitszeiten und wie viel Urlaubstage stehen mir zu?
- Wie verhält es sich mit betrieblicher Altersvorsorge und sonstigen Versicherungsleistungen?
- Welche betrieblichen Einrichtungen (Kantine, Betriebssport etc.) stehen mir zur Verfügung?
Abschließend sei noch einmal darauf hingewiesen: Im Vorstellungsgespräch versucht der Personaler herauszufinden, mit wem er es zu tun hat. Er sucht den richtigen Kandidaten, der fachlich qualifiziert ist und menschlich ins Team passt. Persönliche Sympathie zwischen den Gesprächspartnern ist mindestens genauso wichtig wie die berühmten Soft- und Hardskills. Deshalb solltet ihr als Bewerber offen und aufgeschlossen sein und Profil zeigen. Dafür müsst ihr keine perfektionistischen Supermänner- und Frauen sein. Das weiß auch euer Gegenüber.
Erstattung der Bewerbungskosten
Bewerbungsmappe, Anreise, Unterbringung – die Einladung zum Vorstellungsgespräch ist oft mit nicht zu unterschätzenden Kosten verbunden. Deshalb stellt sich häufig die Frage, ob die Kosten für ein Bewerbungsgespräch vom Arbeitgeber übernommen werden.
Hierbei gilt der Grundsatz: Wer sich unaufgefordert bzw. initiativ bewirbt, kann keine Kostenerstattung vom Arbeitgeber verlangen; höchstens einen Zuschuss vom Arbeitsamt.
Gleiches gilt, wenn man sich ohne Aufforderung aufgrund einer Stellenanzeige zum Vorstellungsgespräch begibt. Wenn der Arbeitgeber nicht ausdrücklich zum Vorstellungsgespräch aufgefordert hat und auch sonst keine „Finanzspritze“ zugesagt hat, bleibt man auf den Kosten sitzen.
Generell gilt: Der Arbeitgeber muss sämtliche Unkosten für Anreise, Unterbringung, Sprit etc. immer dann erstatten, wenn er auf ein persönliches Erscheinen des Bewerbers bestanden hat.
Das Arbeitsgericht schreibt dem Arbeitgeber die Erstattung „in nötigem Umfang“ vor. Das heißt, dass der Erstattungsanspruch für die Fahrtkosten nicht unbeschränkt besteht. Er ist nämlich auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit begrenzt. Wer meint, standesgemäß im gemieteten Porsche aufkreuzen zu müssen, der würde die Kosten alleine tragen und müsste sich stattdessen mit einem gesponserten Zweite-Klasse-Zugticket zufrieden geben.
Wenn es bei großer Entfernung erforderlich ist, fallen darunter auch Verzehr- und Übernachtungskosten. Die Erforderlichkeit ist danach zu beurteilen, was ein vernünftiger und gerecht denkender Mensch an Aufwendungen getätigt hätte: Also kein opulentes Mahl im Sterne-Restaurant oder das Absteigen in die Präsidenten-Suite.
Taxikosten müssen nur erstattet werden, wenn der Ort des Vorstellungsgesprächs ohne Taxi nur mit unverhältnismäßig hohen Zeit- oder Kostenaufwand zu erreichen gewesen wäre.
Bewerber und Arbeitgeber können im Vorfeld abklären, wer welche Kosten zu ersetzen hat. Das kann konkret bedeuten, dass euch ein Unternehmen einen Fahrtkostenersatz anbietet, aber z.B. die Hotelkosten ablehnt. Solche Vereinbarungen müssen jedoch von beiden Parteien vorher schriftlich vereinbart werden.
Nach § 53 der “Anordnung des Verwaltungsrates der Bundesanstalt für Arbeit zur Förderung der Arbeitsaufnahme” kann das Arbeitsamt im Einzelfall Vorstellungskosten übernehmen oder zumindest einen Zuschuss gewähren. Das gilt besonders in den Fällen, in denen das Arbeitsamt die Vorstellung vermittelt.
Genaueres erfährt man im persönlichen Gespräch mit den zuständigen Sachbearbeitern des Arbeitsamtes.
Exkurs: Soft Skills
Soft Skills oder Schlüsselqualifikationen – bei welcher Bewerbung kommt man noch um die modischen Wörter herum? Dabei ist das, was sich hinter dem Begriff verbirgt, gar nicht neu. Wichtig waren die Eigenschaften schon immer, nur wird seit gut 30 Jahren explizit immer größerer Wert darauf gelegt.
Zu Recht, denn Eigenschaften, die in der privaten Welt schon unverzichtbar sind, sind zugleich Qualifikationen, die im professionellen Leben erst Recht eine Rolle spielen.
Der sich immer schneller wandelnde Arbeitsmarkt verlangt von den Menschen viel Flexibilität, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Flexibilität - damit ist schon eine der Eigenschaften genannt, die neben den grundlegenden fachlichen Kenntnissen berufsübergreifend vorhanden sein sollten.
Was zählt man zu Soft Skills?
Der Begriff der sozialen Kompetenz wird gerne zuerst mit Soft Skills in Verbindung gebracht und umfasst die Eigenschaften, die im Umgang mit anderen von Bedeutung sind. Teamfähig muss man sein, kommunikationsstark, kritik- und durchsetzungsfähig.
Zur Persönlichkeit zählt man z.B. Initiativbereitschaft, Offenheit, Lernmotivation, Einstellung zur Arbeit und Belastbarkeit.
Methodisch sind außerdem logisches, problemorientiertes und analytisches Denken und selbstständiges, planvolles Arbeiten gefragt.
Neben diesen abstrakten Vorstellungen sind oft Fremdsprachen (vor allem gute Englischkenntnisse), der sichere Umgang mit gängigen Computerprogrammen wie Microsoft Office oder auch Grafikprogrammen und Programmiersprachen, aber auch eine gute Allgemeinbildung erwünscht.
Gar nicht so einfach, das alles zu beherrschen! Wie kann man sich also für den heutigen Arbeitsmarkt wappnen?
Soft Skills erwerben?
Im Gegensatz zum Fachwissen erwirbt man die Soft Skills nicht hauptsächlich während der Ausbildung, sondern schon weit vorher, und oft, ohne es zu merken.
Wer nicht schon im Kindesalter lernt, sich mit anderen auseinander- und durchzusetzen, wird es im Berufsleben schwer haben, wenn es auf diese Fertigkeiten ankommt. In der Schule werden Fähigkeiten wie Leistungs- und Teamfähigkeit trainiert und im Sportverein ergänzt, der Matheunterricht schult logisches Denken und im Studium übt man seine Präsentations- und Organisationskompetenzen.
Auch wenn es spezielle „Soft Skills Trainings“ gibt, sollten einem die meisten Fähigkeiten also von Eltern, Freunden, Lehrern oder Trainern mit auf den Weg gegeben worden sein. Darum keine Panik, wenn ihr kurz vor einer Bewerbung steht und meint, eure „Soft Skills“ vernachlässigt zu haben!
Wer hilft dabei?
Übung macht trotz allem immer noch den Meister, und was bisher zu kurz gekommen ist, kann bis zu einem gewissen Grad gezielt trainiert werden. Verbiegen sollte man sich natürlich nicht, der Wunschberuf sollte trotz allem zu einem passen.
Manche Studiengänge integrieren Rhetorik- und Präsentationskurse, die meist freiwillig und vor allem kostenlos sind. Eine Chance, die man unbedingt wahrnehmen sollte, besonders wenn man nicht der geborene Redner ist!
Außerdem solltet ihr so oft es geht auf Feedback achten und wertvoll Kritik ernst nehmen. Im späteren Berufsleben ist für so etwas nämlich oft gar keine Zeit mehr und fehlende Rückmeldungen führen dann zu Verunsicherung.
Außerdem gibt es zahlreiche Weiterbildungsstätten wie Volkshochschulen, die spezielle Kurse im Bereich Soft Skills anbieten, wie z.B. Rhetorik, Sprachen oder EDV.
Welche Fähigkeiten besitze ich schon?
Bei jedem Vorstellungsgespräch wird vom Bewerber erwartet, dass er seine Schwächen kennt und seine Stärken hervorzuheben weiß. Dass das nicht so einfach ist, werden viele aus Erfahrung bestätigen können. Denn woran mache ich fest, ob ich „teamfähig“ bin oder „problemorientiert Denken“ kann?
Wie schon gesagt, findet man die „Belege“ dafür zwar in seiner Biographie, allerdings gilt es diese auch mit konkreten Erfahrungen oder Tätigkeiten in Verbindung zu bringen. Wer z.B. schon ehrenamtlich gearbeitet hat, zeigt Engagement, bei jeder Art von leitender Tätigkeit ist in der Regel gutes Durchsetzungsvermögen und Kommunikationsstärke vorhanden. Solche Tätigkeiten gehören daher unbedingt in den Lebenslauf!
Was darüber hinaus nicht so leicht zu erkennen ist, bedarf genauer Reflexion und eines guten Wahrnehmungsvermögens. Beobachtet euch also ruhig einmal selbst, wenn ihr mit anderen Menschen umgeht, vor Publikum sprecht oder unter starkem Druck arbeiten müsst – auch seine Wahrnehmung kann man trainieren! Und spätestens nach dem ersten Assessment Center ist man dann schlauer.