Verbundstudium

Nicht jeder hat direkt nach dem Schulabschluss den Wunsch oder die Mittel, ein Studium zu beginnen. Viele Menschen möchten zunächst eine Ausbildung machen, mit der sie etwas „Handfestes“ in der Tasche haben und von Anfang an Geld verdienen können. Oft stehen sie Jahre später im Berufsleben und würden doch noch gerne ein Studium absolvieren, um beruflich besser voranzukommen, aber aus Zeitmangel schaffen sie es nie, diesen Wunsch zu verwirklichen.

Außerdem besteht immer die Gefahr, dass der Arbeitgeber befürchtet, man könnte seine eigentliche Arbeit vernachlässigen, so dass man im schlimmsten Fall eventuell sogar seinen Job verliert. Auch die wertvollen Urlaubstage, die in der Regel nicht sehr zahlreich sind, möchte man am liebsten nicht für das Lernen opfern. Unter Umständen wartet eine eigene Familie zu Hause, die ebenfalls Zeit fordert. Meistens fällt der Wunsch nach einem Studium also verschiedenen Befürchtungen und Hindernissen zum Opfer.

Zielgruppen

Das Verbundstudium, das von nordrhein-westfälischen Fachhochschulen angeboten wird, ist speziell für solche Fälle konzipiert. Es ist eine Form des Fernstudiums und richtet sich sowohl an Berufstätige, die neben ihrer Vollzeitstelle studieren möchten, als auch an Auszubildende, die berufliche und akademische Bildung verbinden wollen. Zum Schluss erlangt man einen ganz normalen staatlichen Fachhochschulabschluss in Form eines Master- oder Bachelorgrades in seinem gewählten Fach, mit dem man seine beruflichen Aussichten enorm verbessern kann.

Aufbau und Studienangebot

Bei einem Verbundstudium bestehen 70 % der Arbeit aus der selbständigen Bearbeitung von Lernbriefen zu Hause, die man während der praxisorientierten Präsenzphasen von den Lehrkräften erhält. Selbststudium- und Präsenzphasen wechseln sich gegenseitig ab.

Die Lernbriefe, die die Studenten zum Lernen mit nach Hause nehmen, werden von hochqualifizierten Autorinnen und Autoren verfasst. Präsenzveranstaltungen, die in der Regel jeden zweiten Samstag sowie an wenigen Wochentagen pro Semester stattfinden, werden an der jeweiligen Fachhochschule in Nordrhein-Westfalen von dort angestellten Professorinnen und Professoren abgehalten.

Sie geben auch Hinweise zu den verteilten Lernbriefen, und sollte man eine Veranstaltung und somit auch den nächsten Lernbrief versäumt haben, kann man direkt beim IfV NRW eine Nachbestellung machen.

Die Lernbriefe ermöglichen selbstbestimmtes Lernen zu Hause und sind sehr klar strukturiert, so dass man immer ein Lernziel vor Augen hat. Außerdem finden sich Aufgaben und Fragen, mit denen man seine eigenen Erfolge überprüfen kann.

Die im Verlauf des Studiums notwendigen Prüfungen finden in der Regel während der Präsenzzeiten statt und sind etwas modifiziert worden, um sich der neuen Studienform anzupassen. Das bedeutet, dass neben fachlichen Inhalten auch interaktive Studienelemente und soziale Kompetenzen Teile der Prüfungen sind.

Ausbildungsbegleitende Verbundstudiengänge gibt es mittlerweile in den Bereichen Maschinenbau, Mechatronik, Technische Betriebswirtschaft und Elektrotechnik. Als Berufsbegleitung kann man Wirtschaftsrecht, Wirtschaft und Recht, Elektrotechnik, Maschinenbau, Mechatronik, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik, Sozialmanagement, Technische Betriebswirtschaft oder Betriebswirtschaft für New Public Management studieren.

Vorteile

Die Absolventen eines Verbundstudienganges können meistens in ihrem gewohnten Umfeld bei der Arbeit und zu Hause bleiben und ihre Aufgaben und Tätigkeiten wie bisher erledigen.

Gerade für Arbeitgeber ist eine solche Kombination aus Theorie und Praxis sehr vorteilhaft, denn die Absolventen, die eine neue Arbeitsstelle suchen, müssen nach dem Studium nicht mehr eingearbeitet werden und können von Anfang an sehr selbständig arbeiten.

Wer ein Verbundstudium beendet, hat deshalb in der Regel überhaupt keine Probleme, Arbeit zu finden. Das gilt besonders für Berufseinsteiger, die das Verbundstudium mit einer Ausbildung kombinieren. Alle anderen, die bereits im Arbeitsleben stehen, können wie bisher zuverlässig und engagiert ihre Arbeit erledigen, so dass auch der Arbeitgeber zufrieden ist.

Ein weiterer Aspekt ist das Einkommen: Während man sich bei einem normalen Studium irgendwie „über Wasser halten“ muss, bekommt man während des Verbundstudiums bereits Gehalt, sei es der Ausbildungslohn oder das Geld aus einem Vollzeitjob. Das bedeutet allerdings auch, dass man stets am Ball bleiben muss, denn es ist nicht immer einfach, Beruf, Familie und Studium unter einen Hut zu bringen.

Aber aufgrund der Tatsache, dass die meisten Studenten bereits älter als 27 Jahre, berufstätig und sehr motiviert sind, dürfte das kein Problem darstellen.