14. April 2023
3 min

Vor(ur)teile

Ist eine private Hochschule nur was für die, die viel Geld haben? Gehen nur die dahin, die gerade so durchs Abi gerutscht sind? Muss man wirklich was auf dem Kasten haben oder erkauft man sich dort eh nur seinen Abschluss? Diese und andere Vorurteile haben wir alle schon mal irgendwo gehört. Zeit, dass wir dem ganzen mal auf den Grund gehen ...

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Bild: © Unsplash

 

... und siehe da, es finden sich auch eine Menge Vorteile, die private Hochschulen bieten.

Private Hochschulen

Private Hochschulen werden von gemeinnützigen Trägern oder im Bildungsbereich tätigen Unternehmen betrieben. In der Regel bewirbst du dich direkt bei der jeweiligen Hochschule. Die Zulassungsvoraussetzungen sind wie auch bei anderen Hochschulen entweder die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder die Fachhochschulreife. Manchmal können auch eine berufliche Qualifikation oder eine Eignungsprüfung zur Aufnahme an der privaten Hochschule führen.

Die Zulassungen erfolgen oft im Rahmen eines hochschulinternen Auswahlverfahrens, bei dem deine Eignung festgestellt wird, zum Beispiel mit Hilfe von Assessment Centern, Bewerber*innenoder Aufnahmetagen mit schriftlichen und mündlichen Prüfungen, verschiedenen Tests und persönliche Gesprächen. Dieses Auswahlverfahren ist möglicherweise auch der Grund für die vergleichsweise niedrige Abbruchquote an privaten Hochschulen: Während die Gesamtabbruchquote aller Hochschulen in Deutschland bei 21 Prozent liegt, sind es bei privaten Hochschulen lediglich 8,1 Prozent.

Weitere Gründe sind die zumeist sehr gute und straff e Organisation an diesen Hochschulen, die kleinen Gruppengrößen und der dadurch mögliche enge Kontakt zu Mitstudent*innen und Dozent* innen. Ein*e Dozent*in betreut an privaten Hochschulen gerade mal 30 Studierende.

Weitere Infors findest du hier: www.private-hochschulen.net

Gleichwertig & gut

Seit der Hochschulreform Ende der 90er Jahre („Bologna-Prozess“) durchlaufen Studiengänge aller Hochschulen den gleichen Akkreditierungsprozess, ein Qualitätssicherungsverfahren, um ein im Europäischen Hochschulraum gleichbleibendes und gleichwertiges Bildungsniveau sicherzustellen. Somit können je nach Studiengang alle akademischen Abschlüsse innerhalb der gestuften Studienstruktur auch an privaten Hochschulen erworben werden: der Bachelor-, der Master- und der Doktorgrad sowie in Fächern wie Jura oder Medizin das Staatsexamen als Abschluss.

 

Theoretisch super.

Praktisch erst recht. Studiengänge an privaten Hochschulen sind oft sehr praxisnah angelegt, da sie häufig eng mit Partner*innen aus der freien Wirtschaft kooperieren. Im dualen Studium finden die Praxisphasen dann in den kooperierenden Unternehmen statt.

 

Kosten & Finanzierung

Durchschnittlich kostet zum Beispiel ein Bachelor-Studiengang an einer privaten Hochschule round about 520 Euro pro Monat. Die Kosten sind individuell und variieren von Hochschule zu Hochschule. Durch die straffe und manchmal kürzere Regelstudienzeit relativieren sich die Kosten und können unter bestimmten Voraussetzungen auch steuerlich geltend gemacht und an einigen Hochschulen sogar erlassen werden. Sowohl für ein Studium an einer staatlichen als auch an einer privaten Hochschule kannst du unter bestimmten Bedingungen einen Antrag auf BAföG-Leistungen stellen, einen Bildungskredit zu günstigen Zinsen beantragen oder dich um ein Stipendium oder Teilstipendium bewerben. Diese werden zum Beispiel von Stiftungen oder auch privaten Hochschulen und anderen Institutionen vergeben. Viele private Hochschulen bieten auch das Modell der nachlaufenden Studiengebühren an, auch „umgekehrter Generationenvertrag“ genannt: Hier zahlst du Studiengebühren erst nach dem Studium, wenn du ein entsprechendes Einkommen hast.

 

Aufwärtstrend

Während im Wintersemester 2010/2011 noch rund 108.000 Studierende eine private Hochschule besuchten, waren es im Wintersemester 2020/21 bereits mehr als 306.000. Im vergangenen Wintersemester (2021/22) sind über 340.000 Studierende in Deutschland in privaten Hochschulen eingeschrieben.*

 

Studiengänge an privaten Hochschulen

  • ca. 150 verschiedene Studiengänge
  • ca. 60 % wirtschaftswissenschaftliche Fächer
  • 16 % naturwissenschaftliche & technische Fächer (MINT-Bereich)
  • 10 % Gesundheit & Humanmedizin
  • 8 % Sprachen, Kultur, Kunst & Sport
„Heutzutage gibt es viele Vorurteile gegenüber privaten Hochschulen und deren Studierenden: das Erkaufen des Bachelors, das Zusammenarbeiten mit schnöseligen Kommiliton*innen oder auch Bäder mit Handtüchern aus Seide."

"Ich persönlich habe mich nie an solchen Vorurteilen festgehalten, das Thema mit den schnöseligen Kommiliton*innen hat mich aber vor meinem Studium schon etwas beschäftigt. Vielen sind bestimmt BWL-Justus oder auch BWL-Marie bekannt. Im Laufe meines Studiums wurde mir aber klar, dass dieses Vorurteil definitiv gestrichen werden kann. Vor allem in kleinen Studiengruppen baut man eine familiäre Atmosphäre auf. So verbringen wir beispielsweise die Mittagspausen zusammen und treffen uns auch außerhalb der Vorlesungen.“

Aslihan, Studentin des Studiengangs Unternehmenskommunikation an der bbw Hochschule