14. April 2023
4 min

talking hands

Ein Start-Up mit Hand und Fuß. Im Oktober 2020 gründeten Maria und Laura ihr Start-up talking hands. Wir haben uns mit Maria unterhalten und sie gefragt, wie die Idee entstanden ist und wie sie sie umgesetzt haben.

interview
Bild: © talking hands (@talkinghands_flipbooks)

MARIA, ERZÄHL UNS DOCH ERST EINMAL, WIE IHR EUCH ÜBERHAUPT KENNENGELERNT HABT.

Laura und ich sind uns im Studium für Kommunikationsdesign an der European School of Design in Frankfurt begegnet. Ich war ein Jahr früher fertig mit dem Studium und hatte schon in einer Agentur in Berlin gearbeitet, als Laura mir von ihrer Idee im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit erzählte. Einfach gesagt ging es darum, Lernmaterial zum Spracherwerb für Kinder mit Trisomie 21 zu gestalten. Das Thema liegt ihr auch deswegen am Herzen, weil ihre Schwester Trisomie 21, also das Down-Syndrom, hat.

Bei Kindern mit Down-Syndrom ist die Sprachentwicklung verzögert. Unsere Überlegung war,  welche Lern- und Hilfsmittel es geben könnte, um ihnen dabei zu helfen, sich zu verständigen.

 

Und dann kam eins zum anderen: Wir haben uns viel ausgetauscht,  getroffen. Hatten viele Ideen, haben manche verworfen, andere konkretisiert und in die Tat umgesetzt. Heraus kam dann die Idee vom Daumenkino zum Erlernen von Gebärden. Wichtig war uns: Es muss Spaß machen. Und zwar allen, denn Inklusion funktioniert nur, wenn alle – auch Kinder ohne Beeinträchtigung – einbezogen werden. Und effizient sollte es natürlich sein. Also einen hohen Lerneffekt haben.

Bild: © talking hands (@talkinghands_flipbooks)

 

WIE KÖNNEN WIR UNS DIESE DAUMENKINOS VORSTELLEN?

Es geht um einen Grundwortschatz, den wir vermitteln wollen. Einen Begriff wie Apfel oder auch einen Satz wie „Ich liebe Dich“ gestalten wir als kleines Daumenkino. Mit diesem Daumenkino haben die Kinder haptisch etwas in der Hand, das visuell ansprechend gestaltet ist und sie lernen quasi interaktiv. Das ist schon verrückt: Wohin man sieht, findet man Start-ups, die irgendeine „digitale“ Idee haben. Und eure könnte nicht „analoger“ sein. Das stimmt. Und doch scheuen wir auch die digitale Welt nicht.

Im Grunde genommen ging es uns als Kommunikationsdesignerinnen vor allem darum, mit dem, was wir gelernt haben und was wir gerne tun, auch etwas Sinnvolles zu machen.

 

Nun sind wir bei Design meets Pädagogik und vereinen damit zwei Disziplinen, von denen man auf den ersten Blick gar nicht denkt, dass sie etwas miteinander zu tun haben könnten.

ABER EIN DAUMENKINO FUNKTIONIERT JA NICHT DIGITAL, ODER DOCH?

Abwarten. Wir programmieren tatsächlich gerade eine App.

Und auch, wenn das klassische Daumenkino immer unsere Kernidee bleibt, haben wir Wege gefunden, unsere Idee zu digitalisieren.

 

Und haben dafür auch den idealen Partner, denn mittlerweile sind wir zu dritt: Jakob kümmert sich bei uns um die Programmierung. Laura übrigens um das Design unserer Produkte und ich bin verantwortlich für das Marketing und den Vertrieb.

Bild: © talking hands (@talkinghands_flipbooks)

 

SPANNEND! ABER JETZT NOCHMAL ZURÜCK ZUR GRÜNDUNG. WIE GING ES WEITER, NACHDEM DIE IDEE GEBOREN UND LAURA MIT DEM STUDIUM FERTIG WAR?

Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit haben wir Prototypen entwickelt und einer Kita geschenkt. Die Erzieher*innen waren begeistert und es sprach sich rum. Wir bekamen Anfragen und erst da kam letztendlich die Idee, dass wir daraus was machen müssen. Wir haben uns dann für das Start-up-Programm Unibator an der Goethe Universität in Frankfurt beworben. Die haben uns genommen. Das hat uns in jeder Hinsicht sehr geholfen, denn in unserem Kommunikationsdesign-Studium lernt man ja nicht, wie man ein Unternehmen gründet.

UND IRGENDWANN STANDET IHR IN DEN STARTLÖCHERN, DAS PRODUKT WAR AUF DEM MARKT, DER ONLINESHOP WAR DA. UND WO WAREN DIE KUND*INNEN, ALSO WIE HAT MAN VON TALKING HANDS ERFAHREN?

Wir haben hier wirklich keine Mühen gescheut und das mit geringstmöglichen Kosten, denn Geld mussten wir ja erst mal verdienen, bevor wir es ausgeben.

Wir haben an vielen Start-up-Wettbewerben teilgenommen. Das hat uns viel PR und das eine oder andere Preisgeld gebracht, das wir dann wieder in unser Geschäft investieren konnten.

 

Frankfurter Gründerpreis, Kultur- und Kreativpilot*innen und in die Höhle der Löwen haben wir uns auch getraut.

STARK. UND GLÜCKWUNSCH ZU DEN PREISEN UND TITELN. VERRÄTST DU UNS NOCH, WIE ES FÜR EUCH WEITERGEHEN SOLL? WAS PLANT IHR, WO WOLLT IHR HIN?

Im Moment kümmern wir uns um unsere App. Und die Vermarktung. Unser Daumenkino-Portfolio wächst stetig und unser größtes Ziel ist es, unsere Produkte auch im Ausland zu vertreiben. Tatsächlich
gibt es viele Länder, die in puncto Inklusion schon deutlich weiter sind als wir hierzulande. Und es reizt uns natürlich, unsere Idee dort auch zu platzieren.

Denn das Schöne an den Gebärden ist ja, dass sie überall auf der Welt gebraucht werden.

KLASSE. DANN WÜNSCHEN WIR EUCH UND TALKING HANDS, DASS EUCH EURE DAUMENKINOS KÜNFTIG ÜBERALL AUF DER WELT IM BESTEN SINNE AUS DEN HÄNDEN GERISSEN WERDEN.

Mission

 

Kinder mit Schwierigkeiten bei der lautsprachlichen Kommunikation werden oft ausgeschlossen, können ihre Gefühle und Gedanken nicht ausdrücken und fi nden nur schwer Anschluss. Das kann beispielsweise Kinder mit Autismus oder Trisomie 21 betreff en. talking hands Daumenkinos helfen dabei, der Isolierung dieser Kinder vorzubeugen, indem sie allen Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, spielerisch Gebärden beibringen.

Bild: © talking hands (@talkinghands_flipbooks)

About

 


talking hands steht für Inklusion und Kommunikation. Durch die farbenfrohen Daumenkinos lernen Kinder spielerisch und interaktiv Gebärden. Dadurch wird die Kommunikation zwischen allen Kindern gefördert und Sprachbarrieren können überwunden werden. Außerdem unterstützen die Daumenkinos aktiv den Spracherwerb und sind deswegen auch bestens für Kinder geeignet, die der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind.

Website: www.talkinghandsflipbooks.com 

Instagram: @talkinghands_flipbooks