14. April 2023
4 min

If you can dream it, you can do it.

Michaela ist die absolute Sportskanone. Nach einem Kreuzbandriss, den sie sich in der Jugend beim Parkour zugezogen hat, entdeckt sie das Fahrradfahren für sich. Aber einfach nur durch die Gegend fahren? Für einen Adrenalinjunkie wie Michaela ist das eine Spur zu langweilig.

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Bild: © Michalea Benthaus (@michi_benthaus), © pch.vector

 

Downhill* wird ihr neues Hobby und in der bergigen Gegend von München, wo die gebürtige Kielerin seit ihrem 14. Lebensjahr lebt, kann sie sich damit im wahrsten Sinne des Wortes austoben. Jede freie Minute geht es über Stock und Stein – und auch deutlich größere Hindernisse.

Herausforderungen scheinen Michaelas zweiter Vorname zu sein. Der gerade Weg ist einfach nix für sie. Und was für den Sport gilt, gilt auch für die berufliche Laufbahn. Michaela zieht es nach dem Abitur von München nach Linz. Sie studiert Wirtschaftswissenschaften. Sportlich betrachtet ist das aber nur eine erste Aufwärmübung. Sie wechselt den Studiengang und studiert Mechatronik. Und hat schon wieder das nächste Ziel vor Augen.

*Downhill: Ein Radsport (kurz „DH“, zu Deutsch „Abfahrt“), bei dem eine abgesperrte, ausschließlich bergab führende Strecke in gröbstem Gelände mit natürlichen Hindernissen und bei Geschwindigkeiten bis über 70 km/h gefahren wird.
Bild: © Michalea Benthaus (@michi_benthaus)
„Schon als Kind habe ich Star Wars geliebt. Und eigentlich habe ich auch immer davon geträumt, Astrophysik zu studieren.“

Geträumt – getan!


Aber nein, da war ja was. Michaela und der gerade Weg: Kurz vor ihrem Bachelor passiert das, was sie einmal komplett aus der Bahn wirft: Beim Downhill fahren im Urlaub in Tschechien kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Wirbelbruch. Querschnittslähmung. Von heute auf morgen. Von jetzt auf gleich. Von einer Sekunde auf die andere.

Vom Fahrrad in den Rollstuhl


Es folgen acht Monate Krankenhaus und Reha. Man kann sich wohl höchstens vage vorstellen, wie so ein Erlebnis das Leben verändert. Das zu verarbeiten und gleichzeitig in einen komplett neuen Alltag zu finden, ist an sich schon eine Mammutaufgabe für Körper, Geist und Seele. Die Zukunft steht da erst mal ganz weit hintenan.

Und als wäre die Situation an sich nicht schon herausfordernd genug, kommt noch ein weiteres existenzielles Problem hinzu. Michaela hatte keinerlei Versicherungen. Und so eine Querschnittslähmung ist ganz nebenbei auch noch richtig teuer: Auto und Wohnung müssen umgebaut werden, diverse Hilfsmittel angeschafft werden. Und so nimmt sie wieder ihren ganz Mut zusammen für einen Spendenaufruf auf GoFundMe**. Ein Schritt, der ihr wirklich schwerfällt:

„In die Öffentlichkeit zu gehen mit diesem Thema, das du noch gar nicht richtig verarbeitet hast, ist das eine. Aber wenn du dann auch noch um Spenden bitten musst, weil du bei so einer Risikosportart wie Downhill nicht versichert bist… zugegeben, ich hatte wirklich Angst vor einem Shitstorm. Aber auch vor Mitleid.“


Ihr Mut wird belohnt, die benötigte Spendensumme kommt schnell zusammen und von Shitstorm keine Spur. Eine Sorge weniger.

** GoFundMe ist ein US-amerikanisches Unternehmen aus Redwood City, Kalifornien, das eine Internetplattform für die Vermittlung von Und als wäre die Situation an sich nicht Spendengeldern betreibt.
Bild: © Michalea Benthaus (@michi_benthaus)
„Stay curious about the world around you, fi nd something you love to do and live your life with so much passion, that people can‘t take their eyes off of you.“

Zurück in die Zukunft


Dass man überhaupt nach nur acht Monaten wieder so weit ist, in sein altes Leben zurückzufi nden und da weiterzumachen, wo man aufgehört hat, verdient Respekt. Und so ist Michaela nach nur zwei Semestern Zwangspause wieder in Linz und macht ihren Bachelor. Und ist gedanklich schon wieder drei Schritte weiter. Denn ihr nächstes Ziel ist bereits gesteckt:

„Nach dem Unfall war mir nochmal bewusster, dass man an seine Träume glauben muss und alles schaffen kann, wenn man will.“

 

Und ihren Kindheitstraum – den verwirklicht sie jetzt an der Technischen Universität München, wo sie im 5. Semester Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Und das mit vollem Einsatz und voller Leidenschaft. Das Studium bietet so viele Bereiche und Fächer, die Michaela interessant findet:

„Es gibt nichts, was mich nicht interessiert. Da fällt die Fächerwahl manchmal schon schwer, denn es wird so viel angeboten an der TUM und für irgendwas muss man sich ja entscheiden.“

 

Kein Wunder, dass Michaela vor lauter Interessen und Möglichkeiten noch nicht weiß, worüber sie am Ende ihren Master machen will, geschweige denn, wie es danach berufl ich weitergeht. Sie hat sich noch für ein Traineeprogramm bei der europäischen Weltraumorganisation ESA beworben. Auch das Thema Inklusion in der Raumfahrt interessiert sie und promovieren möchte sie auch noch.

Bild: © Michalea Benthaus (@michi_benthaus)

insights of Michi


NAME: Michaela Benthaus
ALTER: 30 Jahre
UNI & STUDIENGANG: Technische Universität München, Luft- und Raumfahrttechnik (M.Sc.)
vorher: Johannes Kepler Universität Linz, Mechatronik (B.Sc.)
SEMESTER: 5. Semester
HOBBYS: Rollstuhltennis, Cart-Fahren, Klavier

INSTAGRAM: @michi_benthaus

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