1. Dezember 2025
6 min

DEM INGENIÖR IST NICHTS ZU SCHWÖR.

Oliver ist der Daniel Düsentrieb 2.0. Er studiert Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik (M.Eng.) an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) und ist schon jetzt Ingenieur durch und durch. Er hat sich bereits sein eigenes Balkonkraftwerk gebaut, tüftelt ständig neue Dinge aus, interessiert sich brennend für erneuerbare Energien und ist selbst auch ein echtes Energiebündel, das sein Studium straight durchzieht. 

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Bild: © Oliver
Bild: © Oliver

Wie bist du auf die Idee gekommen, diesen Studiengang zu wählen? Erinnerst du dich noch an die Zeit nach dem Abi, als du dich orientiert hast?

Ja, das weiß ich noch ziemlich genau. Ich habe schon in der zehnten Klasse am „Tag der offenen Hochschultür“ an der HTWK hier in Leipzig teilgenommen. Damals konnte man sich Vorlesungen anschauen oder Infoveranstaltungen zu den Studiengängen besuchen. Ich habe dort den Studiengang kennengelernt und fand ihn auf Anhieb spannend. Spätestens seit den Diskussionen über Energiewende und Klimawandel war mir klar, dass ich in diesem Bereich arbeiten möchte. Technik hat mich immer fasziniert – vor allem, wenn es darum geht, Lösungen zu entwickeln. Da hat das Studienangebot perfekt gepasst, und ich habe gar nicht lange überlegt. 

Leipzig war für dich also gesetzt – auch weil du aus der Stadt kommst?
Genau. Meine Familie und meine Freunde sind hier, viele aus meiner Schule sind ebenfalls in Leipzig geblieben. Und da es hier genau das Studienangebot gab, das ich gesucht habe, war die Entscheidung schnell klar. 

Bist du damals privat zu diesem Hochschultag gegangen oder mit der Schule?
Das lief über die Schule. Wir hatten in der zehnten, elften und zwölften Klasse jeweils die Möglichkeit, uns für diesen Tag freizunehmen. Meine Schule hat das unterstützt, sodass man sich entweder in Leipzig oder in der Region umschauen konnte. 

Zwischen der zehnten Klasse und dem Studienstart lag ja noch das Abi. Wie lief die Bewerbung?
Relativ unkompliziert. Ich habe mich online registriert, die Unterlagen eingereicht und dann die Zusage bekommen. Nach dem Abi ging es dann im Herbst direkt los. 

War dein Studiengang NC-beschränkt?
Ja, aber das war für mich kein Problem. Ich hatte im Abi einen Schnitt von 1,0. Bei Ingenieurstudiengängen ist der NC ohnehin meist nicht so streng wie zum Beispiel in Medizin. 

„Technik hat mich immer fasziniert – vor allem, wenn es darum geht, Lösungen zu entwickeln.”

Respekt! Bist du hochbegabt oder lag das einfach an deinem Ehrgeiz?
Schwer zu sagen. Ich würde mich nicht unbedingt als hochbegabt bezeichnen. Ich bin einfach ehrgeizig und habe Spaß an dem, was ich tue. Wenn mich ein Thema interessiert, investiere ich gerne viel Zeit. Und ohne Fleiß funktioniert es auch nicht –  ich bleibe an vielen Dingen dran, auch wenn es mal anstrengend wird. 

Kannst du deinen Studiengang ein bisschen beschreiben?
Der Name sagt es schon: Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik. Es geht zentral um Technologien in diesen Bereichen, mit dem Ziel, die Energiewende und Transformation technisch umzusetzen. In der Energietechnik geht es um möglichst regenerative Strom- und Wärmeerzeugung sowie Verteilung. In der Gebäudetechnik lernt man viel über Klima-, Lüftungs- und Heizungstechnik und hat somit auch hautnah mit dem viel diskutierten „Heizungsgesetz“ (eigentlich Gebäudeenergiegesetz) zu tun. Und in der Umwelttechnik, da geht es um Themen wie Recycling, Wasser- und Luftreinigung, also eher in Richtung Verfahrenstechnik.

Am Anfang steht ein Grundstudium mit Mathe, Physik, Chemie und allgemeinen Ingenieurfächern. Später kann man sich spezialisieren – etwa durch Wahlpflichtmodule – und eine Profillinie wählen. Das finde ich gut, weil man einerseits eine breite Grundlage bekommt, sich andererseits aber gezielt vertiefen kann. 

Und was gefällt dir an dem Studium besonders gut – und was weniger?
Sehr positiv ist der hohe Praxisanteil an einer Fachhochschule. Wir haben zahlreiche Labore, Versuchsstände und Exkursionen, etwa in Kraftwerke oder zu Firmen. Auch kleine studentische Projekte machen Spaß und geben einen realistischen Einblick. Außerdem ist es durch kleine Gruppen schon fast ein familiäres Umfeld. Anspruchsvoll ist allerdings die Arbeitsbelastung: Manchmal kann ein Tag voller Vorlesungen von 7:30 bis 20:30 Uhr dauern – gerade in stressigen Phasen und während der Klausuren bleibt dann kaum Zeit für anderes. Man kann das Studium aber auch entspannter als ich angehen und Module schieben. Aber insgesamt ist es schon sehr zeitintensiv – vor allem wenn man nebenbei arbeitet. 

Bild: © Oliver

Was hast du für berufliche Vorstellungen? Hast du schon ein Ziel, wohin die Reise gehen soll?
Mittlerweile schon recht klar. Nach meinem Praktikum im letzten Bachelor-Semester habe ich zunächst am Deutschen Biomasseforschungszentrum hier in Leipzig weitergearbeitet und so die wissenschaftliche Richtung kennengelernt. Außerdem war ich an der HTWK selbst als wissenschaftliche Hilfskraft tätig. Ich möchte aber noch etwas anderes kennenlernen, sodass ich voraussichtlich ab 2026 als Werkstudent bei einem regionalen Energieversorger anfange. Da geht es vor allem um Themen der Stromversorgung – also der Einstieg in die freie Wirtschaft, in der ich mich dann auch später sehe. Ob ich in Leipzig bleiben werde, hängt dann davon ab, wo ich letztlich eine Übernahmestelle bekomme. Die neue Werkstudentenstelle ist in der Nähe und auch weil Leipzig eine richtig coole Stadt ist, würde ich nach dem Studium am liebsten hierbleiben. 

Wie sieht es mit deinen Hobbys aus?
Ich mache gern aktiv etwas draußen – fahre viel Fahrrad, wandere in der Natur oder gehe durch die Stadt spazieren. Gelegentlich gehe ich ins Gym. Außerdem liebe ich eigene „Ingenieursprojekte“: Ich habe mir ein kleines Insel-Stromnetz für zuhause selbst aufgebaut und kann mich so mit Solarstrom autark versorgen. Ich experimentiere auch mit 3D-Druck, baue und programmiere technische Geräte, zum Beispiel um Pflanzen zu bewässern oder die Luftqualität zu verbessern. Viele dieser Projekte kann ich direkt mit dem Wissen aus dem Studium umsetzen. 

Bild: © Oliver

Oliver hat sich zuhause ein Lüftungssystem ausgetüftelt, das für kühlere Räume und mehr Frischluft sorgt. (links)
HiWi-Projekt Solarthermieanlage – Durch Sonnenenergie wird mithilfe von Parabolspiegeln Wasser verdampft und mit einer Turbine Strom erzeugt. (rechts)
„Ich habe mir ein kleines Insel-Stromnetz für zuhause selbst aufgebaut und kann mich so mit Solarstrom autark versorgen.”

Also bist du der Daniel Düsentrieb 2.0, der gern tüftelt, entwickelt und praktisch arbeitet?
So könnte man es sehen, wobei das nur ein Teil von mir ist. Ich mache auch gerne viel mit Freunden und mag auch Gruppenarbeiten, wobei die technische Umsetzung bei Projekten dann meist mein Part ist. Zum Beispiel hat mir bei einem Projekt letztes Jahr die Verkabelung eines Pumpspeicherkraftwerk-Modells viel Spaß gemacht. 

Gibt es Vorbilder?
Ja, das ist zum Beispiel auch Volker Quaschning* aus Berlin, der Forschung zu erneuerbaren Energien und Wissenschaftskommunikation verbindet, sowie Harald Lesch,  Moderator von Terra X, der es einfach drauf hat, komplexe Themen verständlich auf den Punkt zu bringen. Beide zeigen, wie wichtig es ist, Wissen öffentlich zu teilen – besonders in Zeiten von Desinformation.

Ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für deine Offenheit und den spannenden Einblick in dein (Studenten-)Leben.

Bild: © Oliver

Oliver ist Selbstversorger: Aktuell arbeitet er an seiner autarken Stromversorgung.

TOP TIPPS.

Drei Tipps von Oliver für alle, die sich für den Studiengang Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik oder ein anderes technisch ausgerichtetes Studium entscheiden: 

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1

Interesse an Technik und eigenständiges, kreatives Ausprobieren („tüfteln“) hilft, Theorie und Praxis zu verbinden. 

2

Die ersten drei Semester heißt es „durchhalten“. Die sind noch sehr theoretisch und vermitteln Grundlagen. 
Danach wird’s spannender und erst so richtig fachspezifisch. 

3

Praktische Erfahrungen neben dem Studium erleichtern den Berufseinstieg enorm und helfen auch, das Gelernte besser zu verstehen. 

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NAME: Oliver
ALTER: 23 Jahre
UNI: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) 
STUDIENGANG: Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik (M.Eng.)
SEMESTER: 9. Semester

INSTAGRAMM: @oliver.rchtr