10. April 2024
4 min

Nach Abi kommt Tour.

Fragst du dich auch manchmal, was wohl nach der Schule aus euren Freundschaften wird? Wenn erst mal jede*r sich neu orientiert, neue Wege einschlägt und möglicherweise auch wegzieht?

interview
Bild: © Debora Brune

Über dieses Thema haben wir mit Sven und Malte von der Band Hi! Spencer gesprochen. Hi! Spencer besteht aus fünf Musikern, die sich in der Oberstufe gefunden haben und bis heute zusammen Musik machen. Und das mit immer größer werdendem Erfolg: In diesem Jahr feiern sie ihr 11. Bühnenjubiläum und ihr 3. Album „oben“. Aber fangen wir mal ganz von vorne an.

Bild: © Debora Brune

Wie kam es damals zur Gründung der Band und wie ging es nach der Schule mit euch weiter? 

Malte: Damals wurden an unserer Schule Abi-Komitees zusammengestellt. Das eine war für die Abizeitung verantwortlich, ein anderes hat sich um die Organisation von Partys gekümmert und wir haben uns für die Abiband gemeldet. Wir waren ein richtig bunt zusammengewürfelter Haufen.  

Und wie ging es dann nach dem Abi weiter? 

Sven: Als Abiband haben wir gecovert, was das Zeug hält: von Liquido über Wolle Petry bis hin zu The Killers. Es hat Spaß gemacht, kam gut an, und uns war ziemlich schnell klar, dass wir auch nach der Schule weitermachen wollen. Und dann mit eigenen Songs. Das war ein nahtloser, ziemlich dynamischer Übergang damals in 2012: Heute Abschlusszeugnis, morgen das erste eigene Konzert als Hi! Spencer. 

Malte: Das war schon auch eine wuselige Zeit. Klar waren wir mit uns selber beschäftigt. Jeder hatte seine Pläne. Drei von uns – Sven, Janis und ich – sind in der heimischen Umgebung von Osnabrück geblieben, Niklas und Jan sind umgezogen und haben weiter weg studiert. Und doch haben wir immer unsere Timeslots gefunden und uns getroffen zum Proben oder um Konzerte zu geben.  

„Wenn wir on the road sind, dann ist es wie ne Klassenfahrt.”

Ja, das klingt so, als wärt ihr echte Organisationstalente. 

Sven: Wir sind vor allem eins: Freunde. Freunde, die sich gerne sehen und eine gute Zeit zusammen haben wollen. Die aufeinander achten und Rücksicht nehmen und die Bock auf die gemeinsame Sache haben. Na ja, und wenn du Bock hast, machst du vieles möglich. Selbst heute noch – wenn wir auf Tour sind oder weiter auswärts spielen und on the road sind, dann ist es wie ne Klassenfahrt. 

Malte: Absolut. Und es ist auch wichtig, an dieser Stelle nochmal zu sagen, dass immer klar war, dass jeder seinen Weg macht. Die Musik sollte nie zum Beruf werden. Wir machen das, weil es uns Spaß macht. Können vielleicht mittlerweile auch schon einen Teil unserer Miete oder mal nen Urlaub davon bezahlen, aber hauptberuflich Musik zu machen, das war tatsächlich bisher nie unser Plan. Und gerade, weil wir uns ja als Freunde verstehen, die etwas machen, was ihre Leidenschaft ist und wofür sie brennen, würde sich das auch nie anfühlen wie „Job“.  

„Na ja, und wenn du Bock hast, machst du vieles möglich.”

Termine koordinieren, ein gutes Stichwort. Fünf Menschen, alle hauptberuflich auf unterschiedlichste Weise eingebunden und ein Privatleben gibt es ja sicher auch noch? 

Malte: Oh ja, einfach ist das nicht. Aber möglich und das gelingt uns auch echt gut. Klar gehen auch einige Urlaubstage für Bandtermine, Tourtermine etc. drauf. Aber umgekehrt ist es auch so, dass wir uns „blocken“. Da gehen dann eben wirklich unsere Berufe, Freund*innen, Partner*innen und familys vor. Unsere zeitliche Schnittmenge ist aber nach wie vor und trotz individueller Lebenswege und -inhalte groß genug, um als Band weiterhin bestehen zu können. 

Sven: Voll bei dir, Malte. Und dabei spielt wirklich auch das engere, private Umfeld nochmal so eine große Rolle. Ich bin so dankbar für die Menschen in meinem Umfeld, die sich mit mir freuen und mir das einfach gönnen. Eben dass ich etwas machen darf, was mich erfüllt und was ich gut kann. Da beschwert sich keiner, dass ich am Wochenende nicht da bin, sondern freut sich: Geil, ihr spielt beim Deichbrand, mega, freu mich mit dir. 

Malte: Das ist bei mir persönlich tatsächlich komplett genauso. 

Bild: © Debora Brune

Das klingt richtig gut, doch leider müssen wir an dieser Stelle schon zum Ende kommen. Nicht ohne euch das letzte Wort zu überlassen. Malte, was würdest du denen sagen, die auch mit dem Gedanken spielen, Musik zu machen?  

Malte: Ja, machen. Unbedingt. Traut euch. Geht raus auf die Bühne und sei sie noch so klein. Erzwingt nix. Trust the process. Wenn es Spaß macht und du echt bist, wirst du immer eine positive Resonanz bekommen.  

„Ja, machen. Unbedingt. Traut euch. Geht raus auf die Bühne und sei sie noch so klein. ”

Und Sven, wofür stehst du – auch unabhängig davon, ob es jemanden auf die Bühne oder woanders hinzieht? 

Sven: Macht was euch erfüllt und lernt euch selber kennen: Was könnt ihr in diese Welt reingeben und was für euch rausziehen? Das ist nicht zwangsläufig ein Studium oder ein gerader Weg. Sorgt dafür, dass ihr glücklich seid, denn dafür seid nur ihr selbst verantwortlich.

Bild: © Debora Brune

5, die 1 sind.

Fünf Jungs, die erst zusammen zur Schule gehen, dann fünf unterschiedliche Wege einschlagen, aber bis heute in der Musik und als Band immer wieder zusammenfinden. 

1 × Ausbildung + 3 × Studium + (2 × Freiwilligendienst + Studium) + 2 × Abbruch/Neuanfang + 2 × Master + 1 × Bachelor = 1 × Band