2. November 2023
4 min

Von Berlin bis Budapest und zurück.

Von Halle nach Berlin über Budapest und München zurück nach Berlin. Eine spannende Reise hat unsere #studiinfoikone Julius hinter sich, um seinem Kindheitstraum, Tierarzt zu werden, näher zu kommen. Nach einer Ausbildung, acht Wartesemestern und mehreren Bewerbungsversuchen studiert er heute im siebten Semester Tiermedizin an der FU Berlin.

Julius - Hund - studi.ikone
interview
Bild: © Julius

Julius, wie bist du zu der Entscheidung gekommen, Tiermedizin zu studieren?

Schon als Kind habe ich in Freundebüchern damals bei Traumberuf immer „Tierarzt“ eingetragen. Da ich aber eher zum Schülertyp Faultier gehörte, war der Weg zum Studium in meinem Fall etwas länger.

"Da ich aber eher zum Schülertyp Faultier gehörte, war der Weg zum Studium in meinem Fall etwas länger."

Mit meinem Abi-Schnitt hatte ich keine Chance auf einen Studienplatz, also habe ich zunächst an der Uniklinik in Berlin eine Ausbildung zum tiermedizinischen Fachangestellten absolviert. Fertig war ich 2020, wurde dann auch übernommen und habe mich parallel von 2018 bis 2020 jedes Jahr wieder für einen Studienplatz beworben.

 

Und es hat geklappt?

Natürlich nicht. Ich habe Absagen von allen fünf Unis bekommen, an denen man Tiermedizin in Deutschland studieren kann. Ich habe 2019 noch versucht, den Studienplatz einzuklagen, damit hatte ich aber auch keinen Erfolg. Dann habe ich den Medizinertest gemacht, zunächst aber auch wieder eine Absage bekommen. Nach acht Wartesemestern plus Ausbildung gab es für mich nur noch eine Option: Ich gehe nach Budapest und studiere dort Tiermedizin. Ich hatte ein bisschen was gespart. Einen NC gibt es dort ja nicht. Also habe ich alles in die Wege geleitet, um pünktlich zum Semesterbeginn am 1.9.2020 da zu sein. Und plötzlich – wirklich in der Nacht zum Semesterbeginn – wendet sich das Blatt und ich erhalte eine Nachricht.

 

Uuuuh, Julius, das wird ja immer spannender. Was war das für eine Nachricht?

Ich bin nachgerückt und hatte auf einmal einen Studienplatz in München. Verrückt, aber zu spät, oder? Wie man es nimmt. Mir war sofort klar, dass ich dann in Deutschland studieren will. Ich habe mich in Budapest wieder abgemeldet, das hat zwar ein paar Euro „Schmerzensgeld“ gekostet, aber die waren es wert.

 

Also hast du deine Zelte in Budapest direkt wieder abgebrochen?

Ja. Und dann hatte ich nochmal Glück. Ich habe mich bei einer Tauschbörse für Studienplätze angemeldet, in der Hoffnung, dass ich jemanden finde, der*die seinen*ihren Platz in Berlin mit meinem Platz in München tauschen würde. Und ich hatte wieder Glück. Ich konnte es kaum fassen.

 

Klasse. Also über Umwege dann doch zur Ideallösung gefunden?

Sowas von. Ich konnte zurück in meine alte Wohnung. Und weil ich mich kurz vor Budapest auch noch in meinen jetzigen Lebenspartner hier in Berlin verliebt habe, war das noch ein Grund zur Freude mehr. Und – last but not least – bin ich hier an der Uniklinik ja auch schon zuhause, weil ich hier ja auch meine Ausbildung gemacht habe und jetzt nicht nur an der Uniklinik studiere, sondern auch nebenbei arbeiten kann.

 

Julius, das klingt ja fast zu verrückt, um wahr zu sein. Du solltest ein Buch schreiben.

Uff. Ja, später vielleicht. Im Moment hätte ich dafür gar keine Zeit. Ja klar, das Studium … Nicht nur das Studium. Ich arbeite ja nebenbei auch noch in meinem Ausbildungsberuf. Umso wichtiger ist es mir darum, mir auch einen Ausgleich zum Arbeiten und Studieren zu schaffen. Mein Ausgleich heißt Henry. Ein Labrador, den wir in unserer Klinik behandelt haben. Er wurde bei einem Kofferraumverkauf beschlagnahmt.

"Henry hat einen Hüftschwung wie ein Topmodel …"

Das hat aber eher einen traurigen Hintergrund, denn er hat eine Hüftdysplasie, eine Gelenkerkrankung, die sehr schmerzhaft sein kann. Mit ihm bin ich viel draußen. Aber auch drinnen halte ich mich gerne auf, denn ich habe eine große Leidenschaft für Interior-Design und vegane Ernährung und teile diese Interessen auch mit meinen Follower*innen auf Instagram.

Julius, deine Interessen sind ja ziemlich vielfältig. Woher kommt denn deine Leidenschaft für Interior-Design?

Die war einfach da. Und hat sich immer weiterentwickelt. Ich interessiere mich für Design generell und es macht mir einfach Spaß, mich mit „schönen Dingen“ zu beschäftigen. Und sie aufzustöbern, denn tatsächlich gibt es in unserer Wohnung kaum etwas, das wir neu gekauft haben.

"Fast alles in unserer Wohnung haben wir gebraucht gekauft. Nicht nur aus Kostengründen, sondern auch, weil es Teil meiner Einrichtungsphilosophie ist, mich nachhaltig einzurichten."

Spannend. Aber kommen wir nochmal auf dein Studium zurück. Wie gefällt es dir denn an der TU Berlin?

Das ist für mich ein richtiges zweites Zuhause. Auch, weil ich ja meine Ausbildung dort gemacht habe. Und unser Fachbereich ist mit ca. 180 Student*innen generell überschaubar. Also schon eher familiär und vom Sehen kenn ich da glaub ich wirklich fast jede*n.

 

Und würdest du auch nach deinem Studium gerne hier arbeiten wollen?

Ach nein, das nicht unbedingt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, in einer Tierklinik – also nicht in einer Tierpraxis – zu arbeiten und mich da dann auch zu spezialisieren. Kleintiere, innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, das wäre zum Beispiel was für mich. Dann müsste ich nur noch meinen Facharzt machen.