31. August 2022
3 min

Warum ist in Jura ein guter Abschluss so wichtig?

Ein Blick auf einschlägige Stellenausschreibungen zeigt, dass der Abschlussnote bei Juristen oft eine größere Bedeutung zuzukommen scheint als in anderen Fächern. Doch warum ist in Jura ein guter Abschluss so wichtig?

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Jura zählt traditionell zu den beliebtesten Studienfächern. Ein Hauptgrund dafür sind sicherlich die vielfältigen beruflichen Perspektiven nach dem Studium. Denn neben einer Karriere als Rechtsanwalt, Richter oder Staatsanwalt bieten sich Juraabsolventen noch zahlreiche weitere Betätigungsfelder in den unterschiedlichsten Bereichen von Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Mehr als in anderen Fachrichtungen entscheidet allerdings die Abschlussnote im Jurastudium beziehungsweise im anschließenden Staatsexamen darüber, wem tatsächlich die attraktivsten Karrierechancen offenstehen und wer sich mit eher weniger begehrten Angeboten begnügen muss.

Welche Besonderheiten gibt es beim Studienabschluss in Jura?

Alle Studierenden an Hochschulen und Universitäten müssen zum Abschluss ihres Studiums ein Examen ablegen und somit die im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nachweisen. Das gilt grundsätzlich auch im Studiengang Rechtswissenschaften. Im Unterschied zu den meisten anderen Fächern wird hier jedoch der erfolgreiche Studienabschluss nicht durch die Bachelor- oder Masterarbeiten nachgewiesen, sondern durch ein Staatsexamen. Dabei folgt nach dem ersten Staatsexamen zum Ende des Hochschulstudiums noch ein zweites Staatsexamen nach dem Referendariat. Erst mit diesem Examen kann die Befähigung zum Richteramt nachgewiesen werden, die wiederum auch Voraussetzung für eine Tätigkeit als Rechtsanwalt, Staatsanwalt oder Notar ist. Unabhängig davon gibt es zwar auch noch verschiedene juristische Studiengänge mit Bachelor- oder Masterabschlüssen, doch bieten diese in Deutschland keinen direkten Zugang zu den klassischen juristischen Berufen.

Was bedeutet eigentlich „Prädikatsexamen“?

Das Jurastudium und die anschließenden Staatsexamina gelten als besonders anspruchsvoll, was sich in den entsprechenden Abschlussnoten widerspiegelt. Nach Angaben des Bundesamtes für Justiz nahmen beispielsweise im Jahr 2018 insgesamt 9.338 Jurastudenten und -studentinnen an der Ersten Juristischen Prüfung, dem ersten Staatsexamen, teil. Gerade einmal 0,3 Prozent von ihnen bestanden die Prüfung mit „sehr gut“, und weitere 6,1 Prozent erreichten die Note „gut“. 28,4 Prozent schlossen das Examen mit der Note „vollbefriedigend“ ab, während sich rund zwei Drittel der Examenskandidaten mit schlechteren Noten zufriedengeben mussten. Die Zweite Juristischen Staatsprüfung legten im selben Jahr 8.974 Referendarinnen und Referendare ab, wovon 17,4 Prozent die Note „vollbefriedigend“, 2,0 Prozent die Note „gut“ und nur 0,1 Prozent die Note „sehr gut“ erreichten. Die mit „vollbefriedigend“, „gut“ oder sogar „sehr gut“ bestandenen Examina gelten als Prädikatsexamina und sind bei potenziellen Arbeitgebern mit juristischen Stellenangeboten besonders gefragt.

Top-Verdienstchancen für „Einserjuristen“ und Absolventen mit Prädikatsexamen

Wer zu dem annähernden Drittel der Jura-Absolventen mit Prädikatsexamen gehört, darf sich glücklich schätzen. Denn diesen winken Jobs in internationalen Topkanzleien und besonders attraktive Einstiegsgehälter, die gut und gerne doppelt so hoch liegen können wie bei Absolventen anderer Fachrichtungen. Besonders gefragt – weil extrem selten – sind natürlich die sogenannten Einserjuristen, die im Abschlussexamen die Note „sehr gut“ erreicht haben. Eine Studie zum Thema Recruiting kam zu dem Ergebnis, dass knapp die Hälfte aller Unternehmen, die Juraabsolventen einstellen, von diesen wenigstens die Note „vollbefriedigend“ erwarten. Gut ein Viertel fordert mindestens die Note „gut“, und bei 13 Prozent der potenziellen Arbeitgeber wird sogar Wert auf die Note „sehr gut“ gelegt.

Welche Qualifikationen sind zusammen mit einem Jura-Abschluss besonders gefragt?

Zu den wichtigsten Qualifikationen, die neben einem Prädikatsexamen von jungen Juristinnen und Juristen erwartet werden, gehören Fremdsprachenkenntnisse. Sie haben für potenzielle Arbeitgeber mit Abstand den größten Wert, gefolgt von Praktika, guten Abiturnoten und Auslandserfahrung. Beim letztgenannten Punkt bestehen jedoch erhebliche Unterschiede zwischen Kanzleien, von denen mehr als jede zweite Wert auf Auslandserfahrungen legt, und anderen Bereichen, wo nur etwa jeder achte Arbeitgeber es gern sieht, wenn sein juristischer Nachwuchs sich bereits im Ausland bewährt hat. Wer den Einstieg in eine international renommierte Großkanzlei sucht, sollte sich deshalb frühzeitig um verhandlungssichere Fremdsprachenkenntnisse bemühen. Eine besonders empfehlenswerte Möglichkeit dafür ist natürlich ein Auslandssemester. Denn beim Jurastudium im Ausland lassen sich nicht nur allgemeine Sprachkompetenzen trainieren, sondern du kannst dabei gezielt juristisches Fachvokabular erwerben und Einblicke in das Justizwesen und die Rechtsprechung eines anderen Landes gewinnen.