22. Februar 2023
4 min

Psychologie im Fernstudium – Die Vor- und Nachteile.

Psychologie-Studentin Lina erzählt von den Chancen und Herausforderungen, die ein Fernstudium mit sich bringt.

 

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Bild: © pexels.com

Hallo, ihr Lieben! Mein Name ist Lina und ich studiere aktuell im Bachelor-Studiengang Psychologie an einer Fernhochschule. Neben dem Studium betreibe ich als Social-Media-Content-Creator den Studygram-Kanal „lina.vs.psy“ auf Instagram – hier teile ich Infos, Tipps und Tricks zum Lernen und meinem Studium.

Mittlerweile befinde ich mich im sechsten Semester. Der lang ersehnte Abschluss rückt also in greifbare Nähe und ich möchte die Gelegenheit nutzen, meinen bisherigen Weg mit euch zu teilen!

Wieso? Weshalb? Warum?

Ich wollte schon immer verstehen, weshalb wir Menschen so ticken wie wir ticken. Wieso denken und handeln wir so, wie wir es tun? Was macht uns aus? Um diese Fragen zu beantworten, habe ich mich für das Psychologie-Studium entschieden. Außerdem ist Psychologie unglaublich vielfältig. Viele denken automatisch an klinische Psychologie und Therapie – doch mit der forensischen Psychologie, Arbeitspsychologie, pädagogischer Psychologie und vielem mehr, sind die Studien- und Berufsfelder der Psychologie bunter als man denkt und Langeweile sucht man vergebens. Ich selbst strebe nach meinem Studium die Ausbildung zur Psychotherapeutin an.

Flexibel und frei: Die Vorteile eines Fernstudiums

Ob im In- oder Ausland, an einer Präsenzhochschule oder im Fernstudium: Es gibt unterschiedlichste Wege ins Psychologie-Studium. Warum also habe ich mich für ein Fernstudium entschieden?

Auch wenn Psychologie für mich persönlich der perfekte Studiengang ist, konnte ich wegen einiger Hindernisse, nicht direkt nach dem Abi damit starten. Das wohl größte Hindernis war der N.C., der sich in Deutschland zwischen 1,0 und 1,6 bewegt. Dafür hat mein Notendurchschnitt leider nicht gereicht. Und damit zeigt sich gleich ein besonderer Vorteil des Fernstudiums: Ich konnte mich ohne N.C-Beschränkung einschreiben und endlich mit meinem Wunschstudiengang starten.

Ein weiterer sehr großer Vorzug die Flexibilität und der zeitliche Freiraum. Im Fernstudium hat man es komplett selbst in der Hand, wann man Prüfungen schreibt oder wie schnell man eine Hausarbeit abschließt. Durch diese Flexibilität können viele Studierende nebenher ihrem Vollzeitjob nachgehen, ihre Selbstständigkeit aufbauen oder reisen. Und man kann sich für bestimmte Fächer, die einem besonders schwerfallen, mehr Zeit nehmen.

Da so gut wie alles digital abläuft, kann man fast alles online erledigen. Klausuren können mit einem Überwachungsprogramm vom Schreibtisch zuhause geschrieben werden. Vorlesungen und Tutorien finden online statt. Weil aber vor allem in diesem Studiengang Praxiserfahrung wichtig und richtig ist, gibt es mit einem 300-stündigen Pflichtpraktikum und einem experimentellen Seminar einige Ausnahmen vom sonst digitalen Unterricht.

Motivation und Selbstorganisation: Die Nachteile eines Fernstudiums

Auch wenn ein Fernstudium mit seinen zahlreichen Vorteilen verheißungsvoll wirkt, sollte man sich auch der Nachteile bewusst werden. Da wäre zum Beispiel der Punkt der Finanzierung: Da die meisten Fernhochschulen privat sind, muss man leider hohe Studiengebühren bezahlen. Allerdings lässt sich durch die zeitliche Flexibilität nebenbei z.B. als Werkstudent*in das eigene Budget verbessern.

Auch der oben angesprochene zeitliche Freiraum kann zum Nachteil werden. Ein Fernstudium verlangt ein sehr hohes Maß an Selbstorganisation und Motivation. Niemand sitzt einem im Nacken und gibt dir Deadlines vor. Man muss sich also immer wieder selbst antreiben, manchmal auch den inneren Schweinehund besiegen und an das große Ziel denken: den heiß ersehnten Abschluss!

Eine weitere Herausforderung kann der fehlende persönliche Austausch mit Mitstudierenden sein. Gerade in komplexeren Fächern, wie z.B. Statistik, bei denen man vom Dialog besonders profitiert, kann das ein Problem sein.  Aber auch hier gibt es Lösungen und Wege! Über uni-interne Vernetzungsprogramme wie Microsoft Teams oder Whatsapp-Gruppen kann man schnell Kontakte knüpfen und sich z.B. im Videochat austauschen. Ich selbst habe über meinen Studyaccount einen Aufruf für eine Statistiklerngruppe gemacht und eine super Lerngruppe gefunden. Und wenn man seine Mitstudierenden doch mal gerne persönlich treffen möchte, kann man sich auch mit Leuten aus der eigenen Stadt vernetzen und Treffen organisieren.

Fernstudium: Ja oder nein?

Nach 2,5 Jahren kann ich behaupten, dass ich meine Entscheidung zum Fernstudium nicht bereue! Allerdings weiß ich auch, dass das definitiv eine Typ-Sache ist! Menschen, die gerne und oft persönlichen Kontakt haben, kommen hier weniger auf ihre Kosten. Disziplin und Selbstmotivation können zur Herausforderung werden und da es keine terminlichen Vorgaben – und damit auch keine Semesterferien – gibt, ist es wichtig, sich selbst bewusst Pausen zu nehmen oder auch einen Ausgleich zum Studium zu finden. Sonst kann es schnell dazu kommen, dass man in chronischen Stress kommt und sich das auf die Gesundheit auswirkt. Das ist kein seltenes Phänomen bei Fernstudierenden, die oft mit Beruf, Studium, Familie und Alltag unter Dauerbelastung stehen.

Ich habe das Fernstudium jedenfalls fast geschafft und hoffe, dass es mit dem Master weitergeht. Das ist leider wahrscheinlich die größte Hürde in der Laufbahn von Psycholog*innen, da es viel zu wenig Masterplätze gibt. Wahrscheinlich wird mich auch dieser Weg wieder über eine Fernhochschule führen.

Ich bleibe zuversichtlich und hoffe weiterhin, dass sich mein Traum, Psychotherapeutin zu werden, erfüllt!